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Türmerstube St. Stephan

Immer links herum geht die Treppe beim Aufstieg in die Türmerwohnung der Kirche St. Stephan. Hier hat zuletzt der Türmer Schneider gewohnt. Die Pfarrei St. Stephan bietet in seine alte Stube regelmäßige Führungen an. Für uns gibt es mehrere kleine Zwischenstopps auf dem Weg hoch hinaus. Für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist der Blick auf die Decke der Kirche. Durch Angriffe im 2. Weltkrieg hat St. Stephan am 27. Februar 1945 großen Schaden genommen. Mit großer Anstrengung wurde die Kirche vor dem Einsturz gerettet. Auch heute noch kann man an vielen Orten den Beton sehen, der die Kirche stützt.

Über der Decke der Kirche spannen sich Holzbrücken. Hier verstecken sich auch Hebel, um die Lampen im Kirchenschiff so weit absenken zu können, dass die Leuchtmittel gewechselt werden können. Eine Besonderheit ist der Blick aus Fenster Nummer 10. In der Herzform des Fensters zeichnet sich der Mainzer Dom ab. Ein Ausblick, den nur wenige Personen in Mainz live gesehen haben. Der Großteil ist wohl Dachdeckerin oder Dachdecker.

Im Anschluss geht es weiter nach oben. Stufe um Stufe nähern wir uns der Glockenstube. Hier hängen die vier Glocken von St. Stephan, die aktuell in Betrieb sind und mithilfe eines Elektromotors geläutet werden. „Bei jedem Glockenläuten darf der Dom beginnen. Da wir in Hörweite sind, fangen bei uns die Glocken mit Verzögerung an zu läuten“, erklärt Arthur Racinowski, der in und um St. Stephan fleißig viel der anfallenden Aufgaben erledigt. Im Glockenturm befinden sich 4 Glocken mit einem Gesamtgewicht von über 5 Tonnen. Eine fünfte Glocke hängt in der ehemaligen Türmerstube und kann nur manuell betrieben werden.

Nachdem der Aufstieg eher dunkel war, ist es in der Türmerstube hell. Rundum eröffnen Fenster den Blick über das goldische Mainz bis nach Frankfurt, wenn das Wetter mitspielt und der Himmel klar ist. „Zu den Zeiten, als hier noch der Türmer Schneider gewohnt hat, hat der Besuch immer etwas zu trinken oder essen mit hochgebracht und wenn er gegangen ist, wurde Müll und Unrat mit nach unten genommen“, erklärt Racinowski. An einer Seite des Turmes führt eine weitere Treppe nach oben. Hier ist der Zutritt eigentlich verboten, doch hier wartet ein ganz besonderes Highlight, wenn man schwindelfrei ist. Und – wie für uns – eine Ausnahme gemacht wird. In der Mitte des obersten Stocks schwingt sich eine Wendeltreppe unter das Dach des Glockenturms, wo man durch eine Luke ins Freie kommt. In der Laterne der Kirche hat man in 66 Meter Höhe den perfekten Blick über die Stadt. Kein Gebäude versperrt den Blick und man fühlt sich dem Himmel ganz nah.

Matthias Makowski

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