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Lebendige Krippe

Lebendige Krippe Viernheim

Ausmisten, striegeln, füttern

Wenn an Heiligabend Kinder die Weihnachtsgeschichte in der Lebendigen Krippe in Viernheim spielen, stehen sie nicht allein auf der Bühne: Ziegen, Schafe und Kälbchen sind ihre Begleiter – und Gäste für knapp drei Wochen.

Als Wellness bezeichnet Frank Strohmaier seine Aufgabe in der Lebendigen Krippe in Viernheim. In Gummistiefeln einen Stall auszumisten, das bedeutet für ihn als Städter ein Kontrastprogramm. Er gehört zum „Team Frühschicht“, das während der Weihnachtszeit seit dem 21. Dezember bis zum Dreikönigstag rund zehn Tiere betreut.

Seit vielen Jahren ist die Lebendige Krippe in Viernheim in der Region eine Attraktion, die von Gemeindereferent Herbert Kohl koordiniert wird. Frank Strohmaier kam 2017 durch seine Nachbarin Heike Jaenicke ins Krippen-Betreuungsteam. „Wir wohnen alle in der Nähe von St. Michael“, sagt Jaenicke. In der Frühschicht gibt es zwei Teams mit je vier bis fünf Personen, die sich die Dienste flexibel einteilen.  Insgesamt kümmern sich 15 Leute morgens und abends um die Tiere.

Heike Jaenicke, ihr Sohn sowie Frank Strohmaier und seine beiden Töchtern ziehen in diesen Tagen morgens gemeinsam los, um die Tiere zu versorgen. Morgens, das heißt 7.30 Uhr, denn schon um 9 Uhr kommen die ers-
 ten Besucher in das Krippengelände, um die zwei Kälbchen, fünf bis sieben Schafe und drei Ziegen zu bewundern. „Das Schöne an der Frühschicht ist, dass die Tiere uns von Weitem begrüßen“, erzählt Heike Jaenicke. Denn nach der langen Nacht freuen sich die Tiere auf Futter und menschliche Gesellschaft. Die Kinder füttern und striegeln die Tiere. „Die Frisuren der Ziegen werden weihnachtlich geschmückt“, berichtet Heike Jaenicke und meint lachend: „Der Mist hängt dann an uns Erwachsenen.“ Nach dem Ausmisten wird der Stall neu eingestreut. „Mit der Schubkarre holen wir Heu. Die Abläufe haben wir perfektioniert“, sagt Frank Strohmaier stolz. Als Hauptgrund, diesen Dienst zu übernehmen, nennt er die Freude der Kinder an der Lebendigen Krippe. „Viele Kinder kommen auch aus anderen Orten, um die Tiere zu sehen und zu füttern.“ Seine Töchter hätten zudem schnell gemerkt, „was es heißt, eine Pflicht zu haben. Die Tiere sind von uns abhängig. Bei der Lebendigen Krippe spüren die Kinder Verantwortung. Sie erleben, wofür sie früh aufstehen.“

Zum „Team Spätschicht“ gehört Dr. Dominik Risser. Für ihn findet die Lebendige Krippe auch übers Jahr statt. Das Dach der Hütte reparieren, auf dem Gelände Unkraut jäten, nach der Wegbeleuchtung schauen und kurz vor Weihnachten Futter kaufen. Denn am 20. und 21. Dezember holen die Helfer die Tiere von den entsprechenden Bauernhöfen in der Umgebung ab. „All inclusive“, sagt der 52-Jährige lachend. „Darum müssen sich die Landwirte nicht selbst kümmern. Sie geben uns die Tiere in Pflege und vertrauen uns, dass es den Tieren in dieser Zeit gut geht.“

Wenn die Tiere ihren Weihnachts-Urlaub in der Gemeinde St. Michael angetreten haben, ist Dominik Risser einer von denen, die abends zu den Tieren gehen, füttern und notfalls auch nachts parat stehen. „An Silvester zum Beispiel schauen wir, ob im Stall alles in Ordnung ist. Auch bei Eis und Schnee.“ Ein weiterer Einsatz für ihn: „Beim Krippenspiel ist es mein Job, in der Hütte zu hocken, das Feuer zu beobachten und die Situation mit den Kindern und Tieren im Blick zu haben“, erzählt Dominik Risser, dessen Sohn auch schon beim Krippenspiel mitgemacht hat. „Dann gucken die Kinder die Tiere mit großen Augen an und umgekehrt. Beide Seiten freuen sich.“

Dominik Risser zog 2005 nach Viernheim und fing zwei Jahre später im Krippen-Team an. Über einen Freiwilligen-Tag kam er mit dem Projekt in Kontakt. „Wenn du vom Dorf kommst, kannst du doch bestimmt mit Tieren umgehen, wurde ich gefragt“, erzählt er. Die Gemeinschaft im Team gefällt ihm, und weil er früher in eine Klosterschule ging und viel in der Kirche saß, gefällt ihm auch, „dass mein kirchliches Engagement draußen stattfindet“. Ein Anliegen ist es ihm, Stadt-Kindern Tiere näher zu bringen. „Schön finde ich es, wenn die Menschen an Weihnachten ein Ziel haben und nach all den Festvorbereitungen ganz andächtig vor der Krippe stehen.“

Von Anja Weiffen

 

 

 

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