Was Ketteler forderte, ist heute noch aktuell

„Tag des geweihten Lebens“ mit Weihbischof Werner Guballa in Mainz

GUBALLA (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Do. 3. Feb. 2011
Von:
tob (MBN)
Mainz. Zum zehnten Mal hat am Mittwoch, 2. Februar, im Bistum Mainz der „Tag des geweihten Lebens“ stattgefunden. Zu der traditionellen Veranstaltung, die vom Ordensrat des Bistums Mainz veranstaltet wird, waren rund 160 Ordensfrauen und -männer sowie Mitglieder der Säkularinstitute in die katholische Pfarrgemeinde Mariä Heimsuchung nach Mainz-Laubenheim gekommen.

An dem Tag, der im Zeichen des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) stand, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird, nahm auch Weihbischof Dr. Werner Guballa, Bischofsvikar für die Geistlichen und Ordensleute im Bistum Mainz, teil. Überschrieben war das Treffen mit: „Wilhelm Emmanuel von Ketteler - Erbe und Auftrag. In Christus verwurzelt geistlich sein, den Menschen verpflichtet - Ketteler und die Orden im Bistum Mainz".

In ihren Referaten gingen Schwester Liberata Ricker, Provinzoberin der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Darmstadt, und Schwester Franziska Katharina Spang von den Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung in Mainz, auf das Wirken Kettelers ein. „Er hat seine Auffassung von sozialer Gerechtigkeit aus christlicher Überzeugung unerschrocken gegenüber Staat und Kirche dargelegt und damit die Sozialgesetzgebung auf den Weg gebracht. Was er forderte, ist heute noch aktuell", sagte Schwester Liberata Ricker. Bis heute seien seine Ideen in der Kirche präsent, wie jüngst in der Enzyklika „Deus caritas est" von Papst Benedikt XVI. Es sei Ketteler klar gewesen, dass er eine Erneuerung seines Bistums nur mit Hilfe der Geistlichen und Ordensgemeinschaften erreichen konnte, sagte Schwester Liberata. Sie verwies auf die zahlreichen Ordensgründungen des Bischofs in seinem Bistum und darauf, dass er 1851 die Priesterausbildung wieder von Gießen zurück ins Mainzer Priesterseminar holte.

„Die Spuren von Kettelers Verwurzelung in Christus können auch heute für uns Wegweiser sein", sagte Schwester Franziska Katharina Spang. Sie wandte sich dagegen, mit Blick auf die Orden immer nur auf den Rückgang der Mitgliederzahlen zu blicken. „Lassen Sie sich nicht von diesem ‚Nur noch-Virus‛ anstecken. Wir wollen ein geglücktes Leben und zwar jetzt." Dies könne nur gelingen, wenn die Menschen bei den geistlichen Gemeinschaften spüren könnten, „dass der Herr in ihrer Mitte ist". Bei Bischof Ketteler hätten die Menschen das gemerkt, und obwohl er viel Widerstand erlebt habe, habe er sich nicht davon abbringen lassen, sagte Schwester Franziska. „Für Ketteler haben Gebet und Seelsorge zusammengehört, die Hinwendung zu Gott und die Hinwendung zu Menschen waren für ihn deckungsgleich." Und weiter: „All die äußeren Einrichtungen seines Wirkens sind nicht von seinem Gebetsleben zu trennen." Erst dieses Gebetsleben habe dazu geführt, dass er so wirksam nach außen habe sein können. Sie verwies darauf, dass das Kloster der Ewigen Anbetung für Ketteler eine wichtige Anlaufstelle gewesen sei.

Dem Treffen im Gemeindesaal schloss sich ein Gottesdienst mit Weihbischof Guballa in der nahen Kirche an. Weihbischof Guballa ging in seiner Predigt auf das Leben und Sterben der Zisterzienserkommunität in Algerien ein, das jetzt mit dem Titel „Von Göttern und von Menschen" verfilmt worden ist. In diesem Lebenszeugnis könne „Mut und Ermutigung für uns selbst" liegen. Wörtlich sagte Guballa: „Gott steht am Anfang einer jeden Geschichte von uns, nicht nur jeder Einzelgeschichte, sondern auch der Geschichte eines Volkes, wie des Volkes Israel. Gott steht am Anfang der Geschichte der Kirche und er steht auch am Anfang der Geschichte einer Gemeinschaft, in der Sie leben. Schöpferisch tätig gedenkt er. Er gedenkt seines Anfangs mit uns und führt uns auf dem Weg, den wir gewählt haben. In Gottes Gedenken ist eine unerhört starke und verheißungsvolle Zusage. Sie gilt auch für die Situationen, die wie Untergang und Scheitern aussehen; sie gilt auch für einen Tod, der in den Augen der Menschen nur fragwürdig ist und sinnlos erscheint. Gottes Gedenken umgreift und trägt uns. Immer geht Gott auf unsere Geschichte ein, und er führt seinen Plan in ihr zum Ziel, auch wenn wir fest davon überzeugt sind, dass unser Weg, den wir gehen, ganz von uns bestimmt ist. Soweit wir auf einem solch eigenwilligen Weg auch die Offenheit zulassen, kann Gottes Gedenken wirksam werden. Wie ein Bräutigam die Braut, so umwirbt uns Gott."

Am Beginn des Gottesdienstes stand eine Statio im Foyer des Saales mit anschließender Kerzenweihe und Prozession zur Pfarrkirche. Bei der Messfeier wurde ein Kelch von Bischof Ketteler aus dem Archiv der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung verwendet. Konzelebranten des Gottesdienstes waren unter anderen Pater Egon Färber MSF, Vorsitzender des Ordensrates im Bistum Mainz, und Dompräbendat Gerold Reinbott, Ordensreferent im Bistum Mainz.