St. Petrus in Ketten Weiskirchen

Aus der Geschichte unserer 700-jährigen Pfarrei

Die Pfarrgemeinde Weiskirchen gehört zu den ältesten Pfarreien im Main-Rodau-Raum.

Kirchengründung und Besitzer

Der Kirchenpatron St. Petrus in Ketten weist auf eine fränkisch-merowingische Kirchengründung hin. Aus dieser Zeit konnten bei der Notgrabung im Jahre 1984 Gefäßreste sichergestellt werden. Auf eine fränkische Kirchengründung weist auch die Tatsache hin, daß es sich um eine Eigenkirche mit weltlichem Patronatsrecht handelt.

Die ältesten bekannten Besitzer der Kirche waren die Herren von Hagen-Münzenberg, die bereits 1255 im Mannesstamme ausstarben. Seit dieser Zeit sind dann die Grafen von Hanau und deren Rechtsnachfolger Patronatsherren der Weiskircher Kirche gewesen.

Erst im Jahre 1287 wird der Ort, somit auch die Kirche, erstmals urkundlich erwähnt. In der Urkunde erscheint neben dem Schultheiß Henricus auch der Kantor Wigandus. Daß die Kirche einen eigenen Kantor besaß, läßt auf eine schon damals herausragende Bedeutung schließen.

Die ersten Geistlichen

Die ersten namentlich bekannten Pfarrer waren Rektor Gerhard, der 1320 genannt wird und Pleban Wolfram, der vor 1345 in Weiskirchen wirkte.

Im Mittelalter war die Pfarrei öfters Sitz des Erzpriesters des Landeskapitels Rottgau, das sich von Offenbach bis weit in den Spessart erstreckte. Die Pfarrer waren Schreiber und Schatzmeister der Hanauer Grafen. Sie beurkundeten Verträge und bürgten für Kleriker, die sich als Aschaffenburger Stiftsherren bewarben.

Ausdehnung und weitere Entwicklung

Filialgemeinden waren seit urdenklichen Zeiten Hainhausen und Rembrücken. Seit 1477 gehörte dann auch Jügesheim als Filiale zu Weiskirchen.

Um das Jahr 1417 wurde nach einer Inschrift über der Turmtür der Kirchturm vollendet. 1491 wurde der heutige alte Chor an das uralte Kirchenschiff angebaut. Im Jahre 1496 weihte Weihbischof Erhard im Auftrag des Erzbischofs Berthold von Henneberg einen neuen Altar.

Reformation, Krieg und napoleonische Zeit

In der Reformationszeit wurden die Hanauer Grafen zunächst lutherisch und dann kalvinistisch. Da sie das Recht hatten, die Pfarrer vorzuschlagen, kamen meist unwürdige und schlechte Priester in die katholisch geblieben Pfarrei, so daß diese mehr und mehr verkam.
Unsägliches Elend brachte der Dreißigjährige Krieg. An dessen Ende war die Kirche von Weiskirchen das einzige unzerstörte Gotteshaus in der ganzen Gegend. Dem Krieg folgte die Pest. Die Rochusverehrung nahm ihren Anfang und wurde durch ein feierliches Gelübde im Jahe 1702 bestätigt. Die barocke Marienstatue in der Kirche wurde 1691 geweiht. Die Statue des heiligen Nepomuk neben der Kirche stammt aus dem Jahre 1736. Im Jahr 1758 wurde das heutige Pfarrhaus erbaut.

In den Wirren der napoleonischen Zeit ging der Mainzer Kurstaat, zu dem Weiskirchen seit 1425 gehört hatte, unter. Die Pfarrei wurde in die neu geschaffene Diözese Mainz eingegliedert.

Die Entwicklung im 19. Jahrhundert

Zwei hervorragende Seelsorger wirkten im 19. Jahrhundert in Weiskirchen. Dekan Johannes Eckrich war Zeitgenosse des großen Sozialbischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler und hat sehr viel für die aufkommende Arbeiterbevölkerung getan. Durch seine Initiative wurde die Kapelle auf der Liebfrauenheide wieder aufgebaut. Er organisierte die bekannte Arbeiterwallfahrt, wo er seine berühmte soziale Predigt hielt.

Pfarrer Spreng konnte nach der Zeit des Kulturkampfes endlich daran denken, die viel zu klein gewordene Kirche des Mittelalters zu erweitern. Der Erweiterungsbau wurde 1893 eingeweiht.

Erst 1928 konnte durch Pfarrer Leinberger die alte Idee des Dekan Eckrich verwirklicht werden, ein Schwesternhaus zu bauen. Drei Schwestern von Orden der Göttlichen Vorsehung nahmen ihre segensreiche Arbeit auf. Pfarrer Leinberger blieb den Gläubigen auch in der schweren Zeit des Dritten Reiches ein guter Hirte. Es ist weitgehend seinem Einfluß zu verdanken, daß noch 1934 über 20% der Bevölkerung gegen Hitler stimmte und der Kirchenchor, die einzig verbleibende Möglichkeit für katholische Jugendliche, einen großen Aufschwung nahm.

Der Zweite Weltkrieg

Es traf die Pfarrei schwer, als die Kirche im November 1943 von englischen Brandbomben getroffen wurde und völlig ausbrannte. Bis zum Wiederaufbau wurden die Gottesdienste im Saal des Schwesternhauses abgehalten. Unter großen Opfern der Pfarrangehörigen war der Aufbau im April 1949 vollendet.

Die Neuzeit

Eine wachsende Zahl der Bevölkerung und der Zustrom überwiegend katholischer Heimatvertriebenen machte eine Erweiterung der Kirche notwendig. So folgte ein zweiter Bauabschnitt. Unter Pfarrer Wilhelm Engel vollzog am 29. Januar 1956 Bischof Albert Stohr die Kirchweihe. Eine gründliche Innen- und Außenrenovierung wurde im Jahre 1984 unter Pfarrer Rißberger vollendet. Am 01. August 1984, dem Fest des Schutzpatrons St. Peter in Ketten, konnte wieder Gottesdienst wie schon vor vielen hundert Jahren gefeiert werden. Seit dem Jahr 1990 bis heute ist Ulrich Engel Pfarrer von Weiskirchen.

Quelle: Zusammenfassung eines Textes von einem unbekannten Verfasser aus dem Archiv der Pfarrei, Zwischenüberschriften und Einteilung in Abschnitte durch Peter Böhm/Pfarrbüro